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Interview mit der S&D Geschäftsführung

In einem Interview mit der S&D Geschäftsführung blicken wir auf die vergangenen 20 Jahre des Unternehmens.

Herr Spieles, Herr Donell, sie sind jetzt schon 20 Jahre im Unternehmen. Inwieweit mussten Sie sich in dieser Zeit selbst verändern?
Ralf Donell: „Gute Frage, die Aufgaben haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Insbesondere in den ersten drei Jahren haben wir sehr stark um Aufträge gekämpft und parallel mussten wir ein Team aufbauen. Nachdem die ersten sieben Jahre überstanden waren, hat man sich angekommen gefühlt.

Als Unternehmer muss man sich immer den Gegebenheiten anpassen. Die Themen rund um das Personal haben heute einen noch viel größeren Stellenwert. Aufgrund des demographischen Wandels und der Tatsache, dass weniger junge Leute sich für das Handwerk entscheiden, ist das Gewinnen von Fachkräften herausfordernd. Die Erwartungen der Mitarbeiter an den Betrieb und an eine Führungskraft haben sich verändert und die Freizeit hat einen höheren Stellenwert als zu unseren Anfängen.

Zudem denken wir heute viel mehr in Prozessen und sind stetig auf der Suche nach Verbesserungen. Durch die Digitalisierung stehen uns dazu heute natürlich ganz andere Tools zur Verfügung, als das früher der Fall war.“

Alois Spieles: „Wie Herr Donell schon sagt haben wir uns in den 20 Jahren oft anpassen müssen. Wir mussten akzeptieren, dass die Welt und die Menschen um uns herum heute anders ticken. Das war teilweise ein lang- wieriger Prozess.

Zu Beginn haben wir selbst viele Tätigkeiten, auch in der Produktion, übernommen und man hat in der Tiefe alle Details gekannt. Heute konzentrieren wir uns dann doch mehr auf Geschäftsführertätigkeiten.

Die Kalkulationen wurden in den Anfängen noch händig auf der Zeichnung oder in Excel durchgeführt, während das inzwischen in unserem ERP-System läuft und uns die Arbeit doch deutlich erleichtert.“

Mit welcher Vision haben Sie S&D 2022 gegründet? Warum sind Sie Unternehmer geworden?
Alois Spieles: „Ich habe viele Jahre in Führungspositionen gearbeitet und immer wieder gesehen, was man alles besser machen kann. Ob wir das besser gemacht haben? Ich würde sagen… ja!

Ich hatte immer das Ziel Geld zu verdienen, aber auch, nur gute Mitarbeiter zu haben, die sich total wohl fühlen. Dieses Ziel zu 100% zu erreichen ist natürlich nicht möglich, aber auch hier sind wir immer dabei noch besser zu werden.

Ich habe schon immer viel mehr als acht Stunden am Tag gearbeitet und hatte dann irgendwann die Erkenntnis: Was du täglich für andere machst, kannst du auch für dein eigenes Unternehmen tun. Und so war es dann der logische Schritt in die Selbstständigkeit.”

Ralf Donell: „Ich hatte keine klare Vision zur Unternehmensgründung. Nach der Realschule entschied ich mich zunächst für eine Ausbildung zum Technischen Zeichner und anschließend zum Maschinenbaustudium.

Unternehmer bin ich geworden, um selbst Dinge zu bewegen. Unsere heutige Vision deckt sich daher auch mit meiner persönlichen Motivation “Gemeinsam besser sein”.

Schon im Sport und insbesondere im Fußball war ich immer ein Teamplayer und habe das Team gerne mit angeführt.

Hatten Sie Zweifel am Schritt in die Selbstständigkeit?
Alois Spieles: „Die ersten drei bis vier Monate hatte ich große Zweifel. Zu dieser Zeit kamen täglich mehr Rechnungen ins Haus, als wir selbst an Kunden verschickt haben. In den Folgemonaten hat sich das geändert und danach hatte ich nie wieder Zweifel an diesem Schritt.”

Ralf Donell: „Ich hatte diese Zweifel besonders im ersten Monat, nachdem wir die erste Prognose, mit einem Verlust von 35.000 €, von unserem Steuerberater fast auf den Cent genau bestätigt bekamen. Diese Summe war für mich damals unvorstellbar groß und ich wusste nicht, wie wir von diesem Schuldenberg wegkommen sollten. Zum Glück hat es dann doch irgendwie geklappt.”

Welche Schwierigkeiten kamen Ihnen auf dem Weg in die Quere? War die Corona-Krise die bis dato größte Herausforderung?
Ralf Donell: “Meine persönlich größte Krise war der drohende Forderungsausfall eines großen Kunden im Jahr 2011. Nach der ersten großen Summe, dem Verlust von 35.000 € im ersten Geschäftsmonat, ging es diesmal um eine Summe von 550.000 €.

Die Coronakrise war in meinen Augen für uns als Unternehmen am Ende eine kleinere Herausforderung als anfangs angenommen. Zu Beginn haben wir uns sehr viele Gedanken über die Situation gemacht – eine Pandemie hatten wir bis dato auch noch nie miterlebt, aber nachdem erkennbar war, dass die angemeldete Kurzarbeit nur von kurzer Dauer sein musste, haben sich die Sorgen auch schnell wieder reduziert.

Alois Spieles: „Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann. Für mich war nämlich die Coronakrise die bisher schlimmste Krise in meinem Berufsleben. Das 2-Schichtmodell abteilungsübergreifend, auch in der Verwaltung, die vielen internen Besprechungen und die Ungewissheit, das hat mir stark zugesetzt.

Auch die Wirtschaftskrise 2008/2009 darf man nicht vergessen. Hier hatten wir auch schon über Kurzarbeit nachgedacht, bevor uns ein großer Auftrag im Herbst noch das Jahr gerettet hat.“

Was war die beste Entscheidung in der Firmengeschichte?
Ralf Donell / Alois Spieles: “Wir sind beide der Meinung, dass es die richtige Entscheidung war, den aktuellen Standort beizubehalten. Wir hatten uns bereits frühzeitig ein Grundstück im IRT in Föhren gesichert. Im Jahr 2012/2013 haben wir dann aber die finale Entscheidung für den aktuellen Standort getroffen.“

Welche Ereignisse sind in besonderer Erinnerung geblieben?
Alois Spieles: „Mir ist besonders in Erinnerung geblieben, wie ich in den Anfangsjahren nach einem Kundenbesuch in Anzug, mit über die Schulter geworfener Krawatte, spät abends noch Teile auf der Drehbank gedreht habe.”

Ralf Donell: “Unsere erste Firmenfeier, eine gemeinsame Wanderung nach Hosten, ist mir in Erinnerung geblieben. Aber auch alle anderen Firmenfeiern mit unserem Team sind immer wieder ein tolles Erlebnis.“

Etwas Besonderes war aber auch die Umstellung von meinem damaligen Ford Escort mit 54 PS auf unseren ersten Firmenwagen, einen alten, gebrauchten BMW mit 197 PS. Ich weiß noch, wie ich damals Alois Spieles von unterwegs angerufen habe und von meinem neuen Gebrauchten geschwärmt habe. Ich wäre am liebsten den ganzen Tag mit diesem Auto durch die Gegend gefahren.“

Was waren die größten Learnings in 20 Jahren S&D?
Alois Spieles: „Die Zielplanung ist auf jeden Fall ein wichtiges Learning der bisherigen 20 Jahre. Beispielsweise haben wir erst in den vergangenen Jahren, auch in unserer Jahreszielplanung, damit begonnen unsere Zielgruppen festzulegen.“

Ralf Donell: „Nicht die Anderen müssen sich anpassen, du musst dich anpassen.”

Henning Schlöder: „Da schließe ich mich an: Ich habe bei S&D gelernt, wie wichtig Planung und vor allem Zielplanung ist. Wenn du den richtigen Plan hast und es deine persönlichen Ziele sind, dann kommst du automatisch zum Ziel.
Ein weiteres sehr wichtiges Learning ist, dass man sich mit Menschen umgibt, deren Werte man teilt: “Mit den richtigen Menschen die richtigen Dinge richtig tun”.

Herr Schlöder, wie sind Sie zu S&D gekommen?

Henning Schlöder: „Ich fand die Selbständigkeit seit jeher ein interessantes Ziel. Als ich dann während meines Studiums das Buch “Hidden Champions” von Hermann Simon gelesen habe, war mir klar: Du willst Unternehmer werden!

Anfangs wusste ich nicht genau, wie ich das anstellen sollte. Ein eigenes Ingenieurbüro? Ich hatte ja schließlich Konstruktion und Entwicklung studiert.

Während des Studiums habe ich bei S&D ein Praktikum gemacht, und da Alois Spieles aus dem gleichen Ort kam und sein Neffe zufällig mein bester Freund war, hat man sich immer mal wieder gesehen und unterhalten.

An irgendeinem Samstagvormittag in 2012 kam dann ein Anruf von Alois Spieles, der mir erklärte, dass sie sich frühzeitig mit dem Thema Unternehmensnachfolge beschäftigten und ob das für mich ein Thema wäre. Wir haben uns dann mehrfach getroffen und ich habe Ralf Donell kennengelernt und bin im August 2013 zu S&D als Technischer Projektleiter gewechselt. Ziel beider Seiten war es immer, dass ich Unternehmensanteile kaufe und mit in die Geschäftsführung einsteige.

Gerade die Tätigkeit als Technischer Projektleiter zu Beginn war sehr hilfreich, um mich in das Thema Produktion und Blech einzuarbeiten – kam ich doch eher aus der Konstruktion und dem Sondermaschinenbau. Außerdem hatte ich lange Zeit das Unternehmen und den Markt kennen- zulernen, bevor ich zum 1. Januar 2019 die ersten Anteile an der S&D erworben habe.“

Wie wirken sich die steigenden Materialpreise auf das Unternehmen aus?
Alois Spieles: „Grundsätzlich sollten die Kunden wissen, dass man aktuell langfristiger planen muss, um jeden bedienen zu können. Bei S&D haben wir daher weitere Lagerkapazitäten geschaffen und stehen im permanenten Dialog mit dem Kunden. Sowohl um den Kundenbedarf als auch unsere Lagerhaltung im Blick zu halten.”

Henning Schlöder: „Die aktuellen Material- und Energiekosten schlagen sich natürlich auch in unserer Kalkulation und unseren Verkaufspreisen nieder. Bisher haben wir allerdings das Glück, dass unsere Kunden Verständnis für die höheren Preise aufbringen und diese größten- teils auch an Ihre Kunden weitergeben können. Im Endeffekt werden die höheren Preise wahrscheinlich größtenteils bis zum Endkunden durchgereicht, was man aktuell in Form sehr hoher Inflationsraten sehen kann.”

Was zeichnet einen guten Produktionsdienstleister aus?
Alois Spieles: „Kurz gesagt: Dem Kunden Nutzen bieten. Von der Beratungsphase bis zur After-Sales Phase. Ganz wichtig ist es aber auch, dass der Ansprechpartner ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zum Kunden pflegt. Wenn das passt, bekommt man in der Regel alle Probleme gelöst.”

Ralf Donell: „Meiner Meinung nach geht es noch einen Schritt darüber hinaus. Ich finde es gut, wenn man die Anforderungen der Kunden unserer Kunden kennt. Wenn man über den Tellerrand hinausschaut, fällt es einem nochmal leichter, den optimalen Kundennutzen zu bieten.”

Henning Schlöder: „Da schließe ich mich den beiden an. Zusätzlich verweise ich auf unser Leitbild, denn ich glaube, dass man mit den richtigen Werten und Zielen eine Unternehmenskultur schaffen kann, die das Nutzenbieten sowohl für die externen als auch für die internen Kunden zum Selbstverständnis machen kann.”

Wie gut klappt die Zusammenarbeit zwischen Ihnen in der Geschäftsführung?
Ralf Donell: „Wie in einer guten Beziehung. Es gibt Höhen und Tiefen. Dadurch, dass man zu dritt ist, kann man sich gegenseitig sehr gut ergänzen. Schön ist es, dass man den gemeinsamen Erfolg teilen kann.”

Alois Spieles: „Es gibt zwei Punkte, über die wir nie diskutiert haben. Über Zeit, also Arbeitseinsatz, und Geld. Vertrauen ist immer wichtig.

Henning Schlöder: „Dadurch, dass wir zu Dritt sind, ergänzt man sich sehr gut, jeder kann sich mit seinen Stärken einbringen. Man reduziert das Risiko, ist bei mancher Entscheidung aber auch langsamer. Für mich war es zudem sehr hilfreich, von zwei reifen Unternehmern zu lernen, die ihr Wissen gerne teilen.”

Welche Bedeutung hat die Unternehmenskultur für Ihr Unternehmen?
Alois Spieles: „Die Unternehmenskultur ist uns sehr wichtig. Wir legen einen hohen Wert auf unsere Werte und Ziele, Offenheit und die Mitarbeiterinformation durch regelmäßige Unternehmensinforundgänge.”

Henning Schlöder: „Für mich ist die Unternehmenskultur die entscheidende Sache. Sie kann nicht kopiert werden und entwickelt sich über Jahre. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das für viele Bewerber der entscheidende Faktor. Das stellen wir immer wieder fest.”

Was zeichnet einen typischen S&D- Mitarbeiter aus?
Ralf Donell: „Ein klassischer S&D-Mitarbeiter ist ein Teamplayer und hat Interesse an einem offenen, familiären Umgang miteinander – das hat unsere jüngste Mitarbeiterumfrage ergeben.

Er hat Interesse an seinen Tätigkeiten, den Bauteilen und Produkten des Kunden.”

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft von S&D?
Alois Spieles: „Dass das, was wir aktuell z.B. mit dem Neubau der Pulverbeschichtungshalle auf den Weg bringen, Früchte trägt und in den nächsten Jahren Ruhe einkehrt und dass wir in den nächsten Jahren noch einen zweiten geeigneten Nachfolger finden.”

Ralf Donell: „Dass der Wechsel in die zweite Generation gut gelingt.”

Henning Schlöder: „Dass der eingeschlagene Weg weitergegangen wird – mit einem moderaten und gesunden Wachstum. Ich wünsche mir, dass wir einer der besten Arbeitgeber in der Region werden und dass wir immer Up-To-Date sind, sowohl was die Technik als auch den Markt betrifft.